Barrierefreiheit für Websites - Definition, Vorschriften, Checkliste

Eine barrierefreie Website stellt sicher, dass alle Menschen – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen – Inhalte problemlos nutzen können. Technische Anpassungen wie Vorlesefunktionen, Kontrasteinstellungen und klare Strukturen helfen, Barrieren abzubauen. Erfahren Sie, worauf es dabei ankommt und wie Sie Ihre Website inklusiv gestalten.

Inhaltsverzeichnis

Definition: Barrierefreiheit für Websites

Barrierefreiheit für Websites bedeutet, digitale Inhalte so zu gestalten, dass sie für alle Menschen zugänglich und nutzbar sind – unabhängig von individuellen Einschränkungen oder technischen Voraussetzungen. Dies betrifft nicht nur Personen mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen, sondern umfasst alle Nutzer:innen. Eine barrierefreie Website zeichnet sich durch klare Strukturen, gut lesbare Texte, ausreichende Kontraste und die Unterstützung assistiver Technologien wie Screenreader aus. Ziel ist es, ein inklusives Online-Erlebnis zu schaffen, bei dem jede:r problemlos Informationen finden und Funktionen nutzen kann.

Häufige Einschränkungen und Barrieren im Web

Websites sollten für alle Menschen zugänglich sein, doch in der Praxis gibt es viele Barrieren, die die Nutzung erschweren. Diese Hindernisse entstehen durch unzureichende Gestaltung und fehlende Rücksicht auf die Vielfalt der Nutzer:innen. Zu den typischen Barrieren auf Websites gehören:

1. Visuelle Barrieren

  • Schlechte Lesbarkeit:
    Kleine Schriftgrößen, unzureichende Kontraste oder schwer erkennbare Farben.
  • Fehlende Alternativtexte:
    Bilder ohne beschreibende Texte sind für Screenreader-Nutzer:innen nicht zugänglich.
  • Unstrukturierte Inhalte:
    Fehlende Überschriften und Listen erschweren die Navigation.

2. Barrieren im Verständnis:

  • Komplexe Sprache:
    Fachbegriffe und komplizierte Formulierungen können Inhalte unverständlich machen.
  • Mangelnde Orientierung:
    Unübersichtliche Menüs und unklare Navigation führen zu Verwirrung.

3. Barrieren bei der Interaktion:

  • Unklare Bedienelemente:
    Schaltflächen ohne Beschriftungen oder schwer verständliche Symbole.
  • Nicht barrierefreie Formulare:
    Fehlende Eingabehilfen und unzugängliche Fehlermeldungen.
  • Fehlende Tastatursteuerung:
    Nutzer:innen, die keine Maus verwenden, stoßen auf Probleme, wenn die Navigation per Tastatur nicht möglich ist.

4. Multimediale Barrieren:

  • Fehlende Untertitel:
    Videos ohne Untertitel sind für hörgeschädigte Menschen nicht nutzbar.
  • Automatisch abspielende Inhalte:
    Geräusche und Animationen ohne Steuerungsmöglichkeiten lenken ab oder überfordern Nutzer:innen.

Gesetzliche Vorschriften zur Barrierefreiheit nach BITV

Die Barrierefreie Informations-Technik-Verordnung (BITV) wurde ins Leben gerufen, um den digitalen Raum für alle zugänglich zu machen. Seit ihrer Einführung im Jahr 2002, basierend auf § 12d des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG), legt sie Standards für barrierefreie Web-Angebote und mobile Anwendungen fest. Mit der Einführung der BITV 2.0 im Jahr 2011 wurden diese Anforderungen modernisiert und stärker an den internationalen WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines) des W3C ausgerichtet.

Eine bedeutende Erweiterung erfolgte im Mai 2019: Neue Mindestanforderungen wurden hinzugefügt, und öffentliche Einrichtungen erhielten klare Fristen zur Umsetzung. Seit September 2020 sind sie gesetzlich verpflichtet, die Vorgaben der BITV umzusetzen und eine „Erklärung zur Barrierefreiheit“ auf ihren Websites bereitzustellen.

Die BITV stellt sicher, dass Menschen mit Einschränkungen – sei es körperlich, sensorisch oder kognitiv – digitale Angebote ohne Hürden nutzen können. Sie ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines inklusiven Internets, das niemanden ausschließt.

Beitragsbild - Barrierefreiheit für Websites

Wer muss Barrierefreiheit auf Websites sicherstellen?

Die gesetzlichen Vorschriften zur digitalen Barrierefreiheit gelten in der EU vor allem für öffentliche Stellen. Nach § 12 des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) müssen ihre Websites barrierefrei sein. Dazu zählen jedoch nicht nur staatliche Behörden, sondern auch Unternehmen, die überwiegend in öffentlicher Hand sind oder staatliche Fördergelder erhalten.

Typische Einrichtungen, die die Anforderungen erfüllen müssen, sind:

  • Öffentliche Verkehrsbetriebe
  • Gesetzliche Krankenkassen und kassenärztliche Vereinigungen
  • Ärztekammern, Gerichte und andere Justizbehörden
  • Sozialversicherungsträger
  • Industrie- und Handelskammern
  • Hochschulen und Universitäten
  • Sparkassen sowie weitere öffentlich finanzierte Banken
  • Zweckverbände

Diese Institutionen sind verpflichtet, ihre Web-Angebote so zu gestalten, dass sie für alle Nutzer:innen – unabhängig von Einschränkungen – zugänglich sind. Damit soll ein barrierefreier Zugang zu wichtigen Informationen und Dienstleistungen gewährleistet werden.

Checkliste: Barrierefreiheit für Websites sicherstellen

Um Ihre Website für alle Nutzer:innen zugänglich zu gestalten, sollten Sie die folgenden Punkte berücksichtigen:

1. Alternativtexte für Bilder

✔️ Verwenden Sie präzise und beschreibende Alternativtexte für Bilder.
✔️ So können Screenreader die Inhalte für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen vorlesen.

2. Strukturierte Inhalte

✔️ Nutzen Sie klare Überschriften, Absätze und Listen.
✔️ Dies erleichtert die Orientierung und das Verständnis der Inhalte.

3. Bedienbarkeit per Tastatur

✔️ Alle Funktionen sollten ohne Maus nutzbar sein.
✔️ Eine vollständige Tastatursteuerung ist für viele unverzichtbar.

4. Kontrastreiche Gestaltung

✔️ Achten Sie auf ausreichenden Farbkontrast zwischen Text und Hintergrund.
✔️ Dies verbessert die Lesbarkeit für Personen mit Sehschwierigkeiten.

5. Keine störenden Elemente

✔️ Vermeiden Sie Pop-ups und Flash-Animationen.
✔️ Diese können die Nutzung Ihrer Website beeinträchtigen.

6. Einfache Sprache

✔️ Schreiben Sie verständlich und klar.
✔️ So erreichen Sie auch Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen.

7. Barrierefreie Formulare

✔️ Gestalten Sie Formulare leicht verständlich.
✔️ Ergänzen Sie klare Fehlermeldungen und Beschriftungen.

8. Anpassbare Schriftgrößen

✔️ Bieten Sie Optionen zur Anpassung der Schriftgröße.
✔️ Dies hilft Menschen mit Sehschwächen.

9. Regelmäßige Barrierefreiheitstests

✔️ Prüfen Sie Ihre Website mit speziellen Tools.
✔️ So stellen Sie sicher, dass Sie den aktuellen BITV-Standards entsprechen.

10. Feedback-Möglichkeit

✔️ Integrieren Sie ein Kontaktformular für Rückmeldungen.
✔️ Reagieren Sie auf Hinweise zu Barrieren und verbessern Sie kontinuierlich Ihre Website.

Button Bild - Barrierefreiheit für Websites

Tools und Methoden zur Prüfung der Barrierefreiheit Ihrer Website

Um sicherzustellen, dass Ihre Website barrierefrei ist, gibt es verschiedene hilfreiche Tools und Tests:

Automatisierte Tools

🔍 Google Lighthouse: In Chrome integriert, prüft Barrierefreiheit und weitere Website-Faktoren. Drücken Sie F12, wählen Sie „Weitere Tools“ und starten Sie Lighthouse.

🔍 WAVE (WebAIM): Zeigt Probleme wie Kontrastfehler und fehlende Alt-Texte direkt auf Ihrer Website. Geben Sie Ihre URL im Online-Tool ein oder nutzen Sie das Browser-Plugin.

🔍 Siteimprove (kostenpflichtig): Führt einen automatischen Website-Check nach WCAG-Standards durch und liefert detaillierte Verbesserungsvorschläge.

Manuelle Tests

⌨️ Tastatur-Test: Nicht alle Nutzer:innen verwenden eine Maus. Navigieren Sie mit der Tab-Taste und prüfen Sie, ob alle Links und Schaltflächen erreichbar sind.

🗣️ Screenreader-Test: Inhalte müssen vorlesbar sein. Testen Sie mit kostenlosen Tools wie NVDA, ob wichtige Inhalte korrekt vorgelesen werden.

🎨 Farbkontrast-Prüfung: Verwenden Sie den Color-Contrast-Analyser, um sicherzustellen, dass Text und Hintergrund ausreichend kontrastieren.

✍️ Verständlichkeitstest: Nutzen Sie LanguageTool, um Ihre Texte auf klare und einfache Sprache zu überprüfen.

Professionelle Prüfung

📊 BITV-Test: Dieser umfassende Test mit 60 Prüfschritten basiert auf den WCAG-Standards. Führen Sie einen Selbsttest durch oder beauftragen Sie Expert:innen.

⚙️ Axe Accessibility (Deque Systems): Ein professionelles Tool, das als Browser-Erweiterung oder in Entwicklungsprozesse integriert genutzt werden kann. Es erkennt technische Barrieren und bietet konkrete Lösungen.

🖥️ Microsoft Accessibility Insights: Ein kostenloses Tool für automatisierte und manuelle Tests nach WCAG-Standards. Es hilft, Barrieren systematisch zu identifizieren und zu beheben.

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